Kalkfarben

Weiße oder farbige Kalkanstriche gehören zu den wasserdampfdurchlässigsten Oberflächenbehandlungen, die es gibt. Aufgrund der offenen Poren im Kalk kann das Mauerwerk atmen und Feuchtigkeit kann passieren. Dadurch mindert man das Risiko für Probleme mit Feuchtigkeit oder Schimmel-/Schwammbefall im Haus. Bis 1960 gehörte Kalk zu den gebräuchlichsten Baumaterialien. Verwendet man Zement oder zementhaltigen Mörtel in einem alten Gebäude, zerstört man deren Atmungsfähigkeit. Unter dem aufgetragenen sehr harten Zement sammelt sich Feuchtigkeit oder Salze. Die dadurch angestaute Feuchtigkeit wird auf Dauer den Mörtel und das Innenklima zerstören.  Kalk ist ein reines Naturprodukt. Wir halten uns ca. 90% unsere Zeit in Gebäuden auf. Die meisten Bau- und Malmaterialien sind gefüllt mit Inhaltsstoffen, deren Wirkung, gerade in der Mischung,  wir nicht kennen.

Kalkprodukten wird oft nachgesagt, dass sie schwer zu händeln und zu pflegen sind. Kalkt man mit der richtigen Methode und unter den richtigen Bedingungen, ist Kalken sehr einfach. Dazu kommt, dass Kalk bei der Instandhaltung zu den billigsten Materialien zählt. Mit 6 Eimern Sumpfkalk lässt sich eine ganze Kirche kalken.

Kalkprodukte aus Sumpfkalk sind die haltbarsten, ein zweijähriger Sumpfkalk hält 10 Jahre und altert vornehm. Aber nicht nur die Haltbarkeit und Pflege von gekalkten Flächen ist überzeugend, auch das Erscheinungsbild einer gut gekalkten Fläche bleibt ein Unikum unter den Produkten. Die Kalkkristalle reflektieren das Sonnenlicht auf eine sehr leuchtende und lebendige Art. Licht und Schattenwirkungen auf der Fassade werden dadurch unterstrichen. Ein Kalkanstrich ist lebendig und charaktervoll.

 

Kalkanstriche

Möchte man seine Fassade oder Wände kalken ist es wichtig, vorher abzuklären, ob der Untergrund saugfähig ist. Auch muss man für einen tragfähigen Untergrund sorgen, Risse und Löcher schließen, lose sitzende Materialien abbürsten. Kalkfarben haften schlecht auf Putz mit einem hohen Zementanteil. Hier ist eine Grundierung mit sandhaltigem Kalk wichtig, wobei man einen saugfähigen, tragenden Untergrund aufbaut. Auch bei kaum saugenden Untergründen sollte man mit einer dickeren Kalklösung arbeiten.

Kalkarbeiten führt man am besten im Frühjahr oder Herbst aus. Wenn das Wetter diesig, nebelig ist, die Luftfeuchtigkeit hoch und eher kühlere Temperaturen herrschen. Kalk wird am beständigsten, wenn er langsam aushärten kann. Man sollte nie bei starker Sonneneinstrahlung, hohen Temperaturen, bei Regen oder Aussicht auf Frost kalken.

Decken Sie die nicht zu streichenden Partien gut ab, Kalk ist stark ätzend, selbst Fensterglas kann Schaden nehmen. Auch sich selbst sollten Sie mit Schutzbrille und Handschuhen schützen.

Die zu streichende Fläche sollte vorher "gewässert" werden. Putzoberflächen grundiert man am besten mit Kalkwasser. Die Oberfläche sollte nach dem Wässern matt und schwach saugend  sein. Die Kalkfarbe sollte beim Streichen einen kurzen Moment auf der Oberfläche" stehen, saugt der Untergrund zu stark, wird Ihre Kalkfarbe schlecht abbinden.

Kalk trägt man mit einem Quast auf, der aus Mischhaaren besteht. Reine Borsten zerstört der Kalk, reine Nylonhaare  halten zu wenig Wasser. Rühren Sie beim Streichen stetig Ihre Kalkfarbe um. Tragen Sie die Kalkfarbe wechselnd mit senkrechten, waagerechten und kreisförmigen Strichen auf. Sie erhalten ein mehr ebenmäßiges und haltbareres Ergebnis, wenn Sie mehrmals dünn kalken. Es ist wichtig, die folgenden Anstriche erst dann aufzutragen, wenn der vorherige Anstrich abgebunden ist ( nach ca. 1-1,5 Tagen ). Nachdem Sie 3-5 dünne Kalkanstriche aufgebracht haben, sollten Sie die Oberfläche mit Kalkwasser fixieren. Dieses können Sie mit Pinsel auftragen oder aufspritzen, wenn die Oberfläche trocken ist.

 

 

 

 

Wenn Sie einen lebendigen und farbstarken Fassadenanstrich suchen, der mit jedem Jahr schöner wird, dann ist Eisenvitriolkalk vielleicht das Richtige für Sie.

In Skandinavien war die eisenvitriolgelbe Oberflächenbehandlung in den letzten 20-30 Jahren die beliebteste Fassadenbehandlung für sowohl alte als auch neue Gebäude. Der gelbe Kalkanstrich hat einen charakteristischen warmen rostgelben Farbton. Mit der Zeit ändert sich der Farbton, er wird dunkler und "flammt" auf der Wandfläche auf. Durch die Feuchtigkeit in der Luft bilden sich warme rotbraune Felder die ein wunderschönes Farbenspiel ergeben. Je nach Mischungsverhältnis im Kalk und den Feuchtigkeitsverhältnissen im Mauerwerk und der Umgebung kann die Farbe eines Eisenvitriolkalkanstriches von hellem Gelb bis dunklem braunorange variieren. Eisenvitriolgelb als Kalkfarbe unterscheidet sich von anderen Kalkfarben dadurch, dass die gelbe Eisenvitriolkalkschicht chemisch entsteht. Durch den Zusatz der grünen Kristalle (Eisensulfat) im Kalk entsteht eine neue Farbgebung. Gewöhnlich fügt man Kalk kalkechte Pigmente hinzu und bestimmt dadurch die Farbe des Kalkanstriches. Eisenvitriolkalk verhält sich auch anders als der normale eingefärbte Kalk. Mischt man den Kalk mit Eisenvitriol an, erhält man eine grüne Mischung. Sobald man diese Mischung auf die Wandfläche aufträgt ändert sie ihre Farbe von hellgrün zu rostbraun, um dann im trockenen Zustand in einem wunderschönen warmen Gelbton zu erstrahlen. 

 

Herstellung einer Kalkfarbe mit Eisenvitriolgelb

Eisenvitriol wurde seit Jahrhunderten verwendet. Eisenvitriol hemmt Algenwachstum und ist als eine sehr haltbare Kalkfarbe angesehen. Dadurch ist es ein sehr beliebter Fassadenanstrich im skandinavischen Raum.

In Schweden etablierte Eisenvitriol sich ab Mitte des 18.Jahrhunderts. Man mischte es sowohl in den Putzmörtel und in den Kalk. In den späteren Jahren wurde Eisenvitriol, besonders in Schweden in reines Kalkwasser gemischt und ergab eine lasierende Oberflächenbehandlung.

In Dänemark ist eine Kalkfarbe mit Eisenvitriol eine der beliebtesten Fassadenfarbe. Den charakteristischen warmen rostgelben Farbton bezeichnet man auch als „Nybodergelb“, benannt nach dem idyllischen Stadtteil Nyboder in Kopenhagen. Das Wohnquartier mit den gelben Reihenhäusern entstand im 17. Jahrhundert, zu einer Zeit, als der Wohnraum in Kopenhagen knapp war. Deshalb ließ Christian IV. außerhalb der Stadtwälle über 600 Wohnungen für Seeleute der königlichen Marine bauen. Die Wohnhäuser in diesem Quartier sind mit Eisenvitriolgelb gekalkt. Dort kann man gut beobachten, wie der Farbton sich mit der Zeit ändert. Durch die Feuchtigkeit in der Luft bilden sich warme rotbraune Felder die ein wunderschönes Farbenspiel ergeben. Je nach Mischungsverhältnis im Kalk und den Feuchtigkeitsverhältnissen im Mauerwerk und der Umgebung kann die Farbe eines Eisenvitriolkalkanstriches von hellem Gelb bis dunklem braunorange variieren.

Die chemische Reaktion, die den Eisenvitriolkalk dunkler färbt, wird wesentlich verstärkt durch Feuchtigkeitseinflüsse. Dadurch erklärt sich auch, dass die dunkleren Flächen häufig im unteren Bereich der gemauerten Flächen, an Häuserecken und -kanten, entlang undichter Regenrinnen zu finden sind. Hier ist der Einfluss von Feuchtigkeit und Nässe deutlich höher.

Auch der Schichtaufbau hat Einfluss auf die farbliche Wirkung. Zwei Schichten im selben Mischungsverhältnis ergeben einen dunkleren intensiveren Farbton, als eine einfache Schicht.
Möchte man nicht, dass die darunterliegende Schicht durchschimmert, empfiehlt es sich eine dünne weiße Kalkschicht aufzutragen.
Eisenvitriolkalk eignet sich besonders gut auf leicht unebenen Flächen, denn das lebendige Eisenvitriol verschleiert diese, indem die eigene Farbigkeit dadurch betont wird.
Eisenvitriol hinterlässt braune Flecken, die nur schwer zu beseitigen sind. Daher ist es ratsam Handschuhe und passende Arbeitskleidung zu tragen.
Möchte man Probeanstriche anfertigen, sollte man beachten, dass die frische Kalkprobe deutlich heller ausfällt und erst mit der Zeit nachdunkelt.
Mit Eisenvitriolkalk zu arbeiten erfordert etwas Erfahrung, aber es muss immer ein erstes Mal geben.

Mischungen - Rezepte

Eisenvitriolkalk wird aus zwei Stammmischungen hergestellt: einer angerührte weiße „Kalkmilch“ und einer Eisenvitriolmischung. Wenn diese beiden Mischungen zusammengerührt werden, bekommt man eine flockigere, mit grünen Streifen versehene Kalkmischung. Rührt man diese gründlich und kräftig wird sie ebener und mehr oder weniger hellgrün, je nach Mischungsverhältnis. Die Mischung kann zu Beginn grün gepunktet erscheinen, das hebt sich aber nach und nach auf.

Die angerührte Mischung lässt sich, wenn sie luftdicht verschlossen wurde und frostfrei lagert, über längere Zeit aufbewahren.

Stammmischung:

Weiße Kalkmilch 1:5
1Teil Kalkteig (pasten-/quarkähnliche Konsistenz) mit 5 Teilen Wasser oder Kalkwasser gut verrühren
Eisenvitriol 1:5
1 Teil Eisenvitriolpulver oder Kristalle wird mit 5 Teilen warmen Wasser (ca. 60 Grad Celsius) verrührt
Eisenvitriolkalk
Fertigmischung

Die drei beschriebenen „Stärken“ lassen sich auch in anderen Mengenverhältnissen anrühren, man sollte sich das Mischungsverhältnis unbedingt notieren.
Die sehr hellen Mischungen 1:15 – 1:20 ergeben einen Farbton der sehr an französisch gelben Ocker erinnert. Die hellen Mischungen sind sehr haltbare Kalkmischungen.

Hell: 1:20

Diese Mischung erscheint fast wie der NCS Ton S 0510- Y40R, aber nach einem halben bis ganzem Jahr hat der Farbton eine Intensität, die vergleichbar mit dem NCS-Ton S 1020 - Y30R ist.

1 Teil Eisenvitriol (1:5) gemischt mit 20 Teile Kalkmilch (1:5)

Mittel 1:5

Diese Mischung ergibt einen „normalen“ Farbton, der nach einem halben bis ganzem Jahr einen gelben Ocker Farbton erreicht. Frisch aufgetragen ist der Farbton vergleichbar mit dem NCS-Ton 1020-Y30R, der 1 Jahr alte Anstrich ist vergleichbar mit dem NCS Ton S2040- Y30R.

1Teil Eisenvitriol (1:5) gemischt mit 5 Teile Kalkmilch (1:5)

Dunkel 1:1

Diese Mischung ergibt einen sehr kräftigen und dunklen Farbton. Frisch gestrichen entspricht er in etwas dem NSC Ton 2050- Y40R und nach ca. 1 Jahr NCS S2570- Y40R. Diese recht dunkle Mischung hat die Tendenz leicht abzufärben.

1 Teil Eisenvitriol (1:5) gemischt mit 1 Teil Kalkmilch (1:5)

Den Mischungen kann man, um eine streichbarere Konsistenz zu bekommen, nach Bedarf etwas klares Kalkwasser hinzufügen. So lässt sich die Mischung besser auf einen angefeuchteten Untergrund Nass-in-Nass auftragen und erhält damit ein besseres Ergebnis.