Marmorimitation in Leimfarbe

Marmorierungen wurden in der Regel in Öl oder in Leimfarbe ausgeführt. Marmorimitation in Leimfarbe erfordert viel Übung und Sicherheit in dieser Technik, da das Resultat erst vollständig zu sehen ist, wenn die Farben getrocknet sind. Alle Farben müssen dafür separat angerührt werden, der hinzugefügte Leim muss eventuell verdünnt und durch Trockenversuche in Abriebsstärke und Farbintensität geprüft werden. Leimfarbendekorationen können nicht repariert oder das Resultat ausgeschmückt werden. Es ist nicht möglich, Schatten oder lasierende Wirkungsmittel nachträglich anzuwenden, wie das in Öl möglich ist.

Marmorimitation in Öl-Lasurtechnik

Für naturalistische Marmorimitationen arbeitet man in Lasurtechnik. Man erreicht damit weichere Schattierungen, eine besondere Tiefenwirkung und leichtere Farbtöne. Marmorimitationen in Öl erfordern in der Regel eine Bundfarbe in Weiß, Grau oder Schwarz, und es muss mager, also mit wenig Ölanteil, gestrichen werden. Als Streichfarbe eignet sich am besten Zinkweiß. Marmorierungsfarben sind die üblichen Erd- und Mineralfarben, die auch in Steinen zu finden sind. Für die weißen Partien ist Zinkweiß wegen seiner lasierenden Wirkung und der Eigenschaft, hart und fest aufzutrocknen, ideal. Man arbeitet direkt von der Palette und hält in einem Steckbecher die Lasurmischung bereit. Eine Lasurfarbe wird aus einem Teil Leinölfirnis und drei Teilen Terpentin und etwas Sikkativ (Trocknungsbeschleuniger) gemischt. Diese Lasurfarbe lässt sich auf einer trockenen Grundierung anwenden, aber auch nass in nass auf die vorher schon gestrichene Bundfarbe. Bei einer nass in nass-Technik arbeitet man auch direkt von einer Palette, wobei in diesem Fall im Steckbecher reines Terpentin ist. In der Einstreichfarbe ist schon die nötige Menge Öl und Sikkativ enthalten.

Die hellen und weißen Marmorsorten, die schwieriger zu lackieren sind, weil sie nachdunkeln und der Lack vergilbt, werden in der Regel in einer matten Ölfarbe ausgeführt. Ein Teil Zinkweiß, dick in Terpentin angerührt, und ein Teil in Öl angeriebenes Zinkweiß werden miteinander gemischt und etwas Kreide, Leinöl und Lack hinzugefügt. In dieser Mischung marmoriert man und tupft die hellen Steinsorten, ohne dass nachbehandelt werden muss. Früher war es üblich, den weißen Marmor mit einer Wachs-Terpentin-Lösung zu überziehen und dann getrocknet mit einer steifen Bürste zu bearbeiten. Auch mit Buttermilch überzog man den hellen Marmor. Diese beiden Überzüge hatten den Vorteil, bei Verschmutzung abwaschbar zu sein. Das Wachs entfernte man mit Terpentin, die Buttermilch mit Wasser. Anschließend konnte der Schutzauftrag erneuert werden.

Lasurtechnik war früher eine sehr häufig angewandte Technik im Malerhandwerk. Eine lasierende Wirkung ist eine optische Wirkung. Farbschichten erscheinen dem Auge des Betrachters durchsichtig, weil das Licht durchscheinen kann und erst durch die Bundfarbe zurückgeworfen wird. Bindemittel wie Leim, Milch, Bier und Öl sind alle Lichtleiter, aber die beste Wirkung erzielt man mit Öl. Wasser ist ein sehr guter Lichtleiter, verdunstet nach und nach, und die Farben werden matt. Erst mit einem Lack erhält man die lasierende Wirkung zurück. Je fetter das Öl, desto größer die lichtleitende Wirkung. Die fette Konsistenz nimmt schwerer Pigmente auf als eine Mischung aus Öl und Terpentin. Durch die Beigabe von Terpentin lagern sich die Pigmente leichter aneinander und wenn das Terpentin verdunstet ist, wirkt der Anstrich deutlich deckender. Eine Lasur ist auch nur dann wirksam, wenn die Grund- und die Lasurfarbe unterschiedliche Färbungen haben. Typischerweise arbeitet man mit einer dunklen Lasur auf einer hellen Grundfarbe. Verwendet man dagegen eine helle Lasur auf einer dunklen Bundfarbe, erhält man oft eine schönere Wirkung.

Struktur und Äderung von Marmor

Marmor gibt es in unendlicher Vielfalt, farblich, im Verlauf und Form der Äderung. Es gibt gesprenkelte Marmore mit groben Körnern in unterschiedlicher Farbe, geflammte Marmore mit verwischten, flammenähnlichen Äderungen, „wolkige“ Marmore mit eingelagertem Graphit oder Pyrit, Marmor mit eingebundenen Fossilien und einfache Marmore mit Äderungen von schmal, breit bis netzartig, mit geschwungenen bis scharfliniegen Äderungen, die mal schwach, mal stark im Kontrast zum Untergrund stehen (vgl. Schönburg 2006, S.295).

Literatur

Bäck, Arne: Historiske Maleteknikker – Ådring og marmorering, Teaterteknikerforbundet i Danmark, 1993 Bregnhøj, Line: Det malede Rum − Materialer, teknikker og dekorationer 1790-1900, Vesterborg 2010

Dubarry de Lassale, Jacques: Marmor −Vorkommen, Bestimmung, Verarbeitung, Stuttgart München 2002 
Gode Råd om gamle Maleteknikker, Forening til norske Fortidsminnesmerkers Bevaring Oslo, 1992.

Preisler, Bahne: Malearbejde i Praksis, Kopenhagen 1948 Schönburg, Kurt: Historische Beschichtungstechniken, 2. überarbeitete Auflage, Berlin 2006.